Nicole Wind, Claus Brüggemann, Olaf Hüllen und Horst Lüdtke freuen sich über die Überraschungstorte zum 10. Jahrestag des Netzwerks.

Am 13. November 2019 feierte das Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft seinen 10. Geburtstag im Atlantic Hotel Sail City: Erinnerungen, Erfolge, Musik, Podiumsdiskussionen und ein Impulsreferat bestimmten den Abend, durch den Arnd Höljes, stellvertretender Schulleiter der Kaufmännischen Lehranstalten, moderierte. In einem Punkt waren sich alle Redner einig: Gäbe es das Netzwerk nicht, müsste man es erfinden!

Begrüßung

„Ich danke allen Mitgliedern für Ihre Treue und die Zusammenarbeit“, begrüßt Vorsitzender Claus Brüggemann die rund 135 Gäste, denn ohne Mitglieder könnte das Netzwerk nicht erfolgreich handeln. Neben zahlreichen Einzelnennungen und der Unterstützung durch die Stadt Bremerhaven und der umliegenenden Gemeinden stellte er dabei besonders Geschäftsführer Horst Lüdtke als umtriebigen Motor heraus, der vom ersten Tag an mit Herz und Sachverstand dabei ist, sowie Renate Isenberg als Seele des Netzwerks, ohne die die Geschäftsstelle gar nicht funktionieren könnte. Brüggemann dankt für die viele Rückenwindunterstützung und hebt die Win-Win-Situation für Betriebe und Schüler hervor. „Bremerhaven hat mehr zu bieten als frische Luft“, betont er und nennt Forschungsinstitute, hervorragende Schulen, Betriebe, Kultur und Sport als gute Gründe, sich für unsere Region zu entscheiden. „Wir können dazu beitragen, dass die jungen Menschen hier bleiben und unsere Region so gemeinsam stärken“, schließt Brüggemann, denn es gebe Bedarf an jungen, fähigen und ausgebildeten Menschen.

Ehrengäste

Kristina Vogt, Bremer Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, betont in ihrem Grußwort: „Das Netzwerk liefert einen Beitrag, der nicht zu unterschätzen ist.“ Durch die Änderungen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt stelle sich die Frage, wie die Fachkräftegewinnung, Fachkräftesicherung und Qualifikation für die Zukunft sichergestellt werden können und unser Netzwerk leiste viel, um Antworten auf diese Fragen geben zu können. Insbesondere hebt sie hervor, dass das Netzwerk an der Schule ansetzt und nicht an den Grenzen Bremerhavens endet, sondern die gesamte Region einbezieht. Sie sei jetzt zuversichtlicher, dass mehr junge Menschen und Betriebe zueinander finden werden. Besonders begeistert sie sich für die Ausbildungspaten. „Bremerhaven hat eine tolle Hochschule, Potenzial und regionale Bedeutung. Das Netzwerk trägt dazu bei, Werbung für Bremerhaven machen zu können – feiern Sie sich zu recht!“, schließt sie.

Stadträtin Brigitte Lückert dankt als ehemalige Lehrerin auch den Schülern dafür, dass sie sich auf die Projekte des Netzwerks einlassen und mitmachen, denn sie müssen sich damit neuen Herausforderungen stellen und lernen aber auch, sich etwas zuzutrauen. Das Netzwerk sieht Lückert als ein beschützendes, auffangendes und umschließendes Netz, in dem sich die Schüler befinden, die es für ein Leben nach der Schule zu befähigen gilt. Das gelinge, indem man ihnen Erfahrungen ermögliche und neue Blickwinkel auf die Welt. Auch das Kennenlernen anderer Menschen und vor allem von sich selbst gehöre dazu. „Nicht nur Akademiker können die Stadt nach vorne bringen, sondern alle gemeinsam können wir die Stadt und die Region gestalten“, betont Lückert.

„Das Netzwerk ist seiner Zeit voraus“

„Ein verfehlter Beruf verfolgt uns durch das ganze Leben.“ Mit diesem Zitat von Balzac eröffnete Grant Hendrik Tonne, der niedersächsische Kultusminister, seine Referat über die Bedeutung unseres Netzwerks. „Wie kriegen wir Schüler und Schülerinnen so fit, dass sie aus der Schule rausgehen und wissen, was sie beruflich werden wollen?“, fragt er und stellt fest, dass unser Netzwerk mit all seinen Projekten seiner Zeit voraus ist und Niedersachsen sich nun ein Beispiel daran nehmen kann. Die vielen beruflichen Möglichkeiten und die schnelle technische Entwicklung erschweren die Berufswahl. Studium und Ausbildung seien gleichwertige Möglichkeiten, betont er, doch wer solle bei der Auswahl noch durchblicken? Es sei wichtig, auf die Interessen, Neigungen und Stärken zu achten – und da kommt das Netzwerk ins Spiel: Über Praktika und Gesprächen mit Auszubildenden über Personalleiter bis zu Geschäftsführern können die Schüler und Schülerinnen sich die Berufsfelder anschauen. „Junge Leute im eigenen Betrieb sind die besten Botschafter“, so Tonne. „Schule kann und soll nicht alles alleine leisten“, stellt er klar. „Alle sind gefragt!“ Unsere Region könne sich glücklich schätzen, dass sie durch das Netzwerk zehn Jahre Vorsprung habe, denn es wurden bereits Erfahrungen gemacht und die Kontakte sind vorhanden, während man diese Strukturen und Vernetzungen in Niedersachsen noch aufbauen müsse. Über die Landesgrenze hinaus gilt ein gemeinsamer Anspruch, die Jugendlichen zu einem Beruf zu führen, den sie mögen und der sie ausfüllt. „Das kommt den Betrieben, der Region, der Wirtschaft und Wissenschaft und vor allem den Schülern zugute“, schließt Tonne.

Impulsreferat Digitalisierung und Ethik

Nach einem entspannenden Klavierspiel von zwei Schülern des Gymnasiums Wesermünde hält Björn Stecher, Inhaber der Firma Digitales Denken in Brandenburg, ein Impulsreferat über das Spannungsverhältnis zwischen Digitalisierung und Ethik. „Die analoge Eisscholle wird immer kleiner. Die Zukunft kommt nicht morgen, sie ist schon da“, so Stecher. Während 32 Prozent der Deutschen sagen, sie seien damit überfordert, geben 14 Prozent an, sie würden gar nicht mehr zwischen online und offline unterscheiden. Auf der einen Seite der Künstlichen Intelligenz steht die Angst vor dem Kontrollverlust, auf der anderen der gesellschaftliche Mehrwert, wie er zum Beispiel bei Sprachassistenten als medizinische Hilfe entstehe. Da die Angst verunsichere, sei es wichtig, speziell Kindern die Mittel mitzugeben, die Unsicherheit zu verringern. „Um die Komplexität zu reduzieren, kann man entweder das Vertrauen in einen anderen Menschen haben, dass dieser die entsprechenden Fähigkeiten hat und ihn das machen lassen, oder aber die Kompetenz erlernen, etwas selbst tun zu können“, erklärt Stecher. Auch Kreativität habe an Bedeutung zugenommen und solle stärker gefördert werden, um sich besser auf die sich wechselnde Umwelt einstellen zu können.

Die Entstehung des Netzwerks

Nachdem die Schüler des Gymnasiums Wesermünde für ihre Musical-Darstellung mehrerer Lieder von Abba viel Applaus erhalten hatten, erzählte der Schiffdorfer Bürgermeister Klaus Wirth in der ersten Podiumsrunde von den Anfängen des Netzwerks: „Durch den demographischen Wandel hat sich die Bevölkerung in Schiffdorf reduziert und als Bürgermeister gehörte es zu meinen Aufgaben, einen Weg zu finden, damit die wenigen Verbliebenen hier bleiben.“ Ursprünglich habe man ein Jugendkompetenzzentrum errichten wollen, doch aus finanziellen Gründen hätte man das Projekt nicht umsetzen können. Meinhard Buchwitz, Schulleiter der Max-Eyth-Schule, fügt an: „Das Jugendkompetenzzentrum war eine mutige, aber auch blauäugige Vision.“ Da man sich nun aber formiert hatte, wollte man dennoch gemeinsam handeln und überlegte, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Wirth ergänzt: „Unsere Idee hat die Vorarbeit nicht im Frust untergehen lassen, sondern es ging weiter“. Das Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft entstand. Ein wesentliches Element war die Hartnäckigkeit von Horst Lüdtke und Prof. Dr. Wilfried Arlt, einem meiner Vorgänger“, erinnert sich Peter Ritzenhoff, Rektor der Hochschule Bremerhaven, die das Potenzial des Netzwerks gleich erkannte. Die Motivation Lüdtkes entsprang seiner Empörung über einen Artikel in der Nordsee-Zeitung mit der Aussage: „Abiturienten, ihr müsst weg von hier, hier habt ihr keine Chance!“ Denn mit dieser Einstellung hätte die Region erst recht keine Chance mehr; es brauchte also neue Anreize, die jungen Menschen hier zu halten.

Die Wiege des Netzwerks war also in Schiffdorf, bei der Vereinsgründung zählte man 29 Mitglieder. „Wir haben viele Klinken geputzt“, erinnert sich Wirth. Bei Behörden, im Landkreis, die Kammern, sogar in Hannover sei er gewesen.
„Das gemeinsame Interesse schafft eine persönliche Ebene, die kurze Dienstwege möglich macht“, so Buchwitz. Man könne Sachen ansprechen, die vorher nicht möglich waren. Auf die Frage des Moderators Höljes, wie früh Lüdtke bewusst war, dass das Netzwerk etwas Großes wird, antwortet Lüdtke: „Das wusste ich sehr früh. Zu uns sind Leute gekommen, die etwas gestalten wollten. Siegertypen! Es ist wie eine Welle, die größer wird.“

Entwicklung und Erfolge des Netzwerks

Zehn Jahre später zählt das Netzwerk 120 Mitglieder und hat 5000 Schüler erreicht.

„So lange man neugierig ist und an sich arbeitet, erreicht man immer auch wieder neue Ufer“, erklärt Lüdtke den Erfolg des Netzwerks, das mittlerweile mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurde. Neben neuen Projekten wie den Bildungsbuddies steht auch immer noch ein Ziel auf der Liste, welches Lüdtke von Beginn an am Herzen liegt: Wirtschaft als Pflichtschulfach.
Durch diese zweite Podiumsrunde führte Matthias Meyer-Schwarzenberger, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb), der dieses Anliegen unterstützt: „Wirtschaft darf kein Expertenwissen sein“, verdeutlicht er seinen Standpunkt. Es dürfe nicht sein, dass die Schüler die Schule ohne Grundkenntnisse in dem Bereich verlassen, denn damit fehlten auch Grundlagen zum Verständnis von Demokratie und Politik.

Thomas Kühn vom Bildungswerk der niedersächsischen Wirtschaft, der das oft vom Netzwerk genutzte Unternehmerspiel MIG für die Jugendlichen anbietet, geht damit laut Meyer-Schwarzenberger in eine Vorbildfunktion. Das Unternehmerspiel vermittelt nicht nur wirtschaftliche Grundkenntnisse, sondern es verknüpft auch Schulen und Betrieben in der Region. Dabei habe Kühn das Netzwerk stark geholfen, denn es habe die erforderlichen Kontakte geknüpft und auch Förderer vermittelt.
Stellvertretend für die Erfolge an den Schulen berichtet Nicole Wind, Schulleiterin der Schule am Ernst-Reuter-Platz: „Als Schule sind wir nur erfolgreich, wenn wir die Schüler in eine Ausbildung oder an eine weiterführende Schule bringen“, sagt sie, doch als sie angefangen haben, betrug diese Zahl genau Null. Mittlerweile hat man gemeinsam mit dem Netzwerk daran gedreht: Im letzten Jahr waren es bereits 20 Schüler, bei denen es gelang.
In der dritten Podiumsrunde kamen Schüler und ehemalige Schülerinnen zu Wort, die über ihre Erfahrungen mit Projekten des Netzwerks berichteten und wie diese zu ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung beigetragen haben. Einhelliger Tenor: „Dass ich mal so viel Mut haben würde, hier heute vor Ihnen zu stehen, hätte ich nicht gedacht.“ Für Wind liegt der Erfolg der Projekte des Netzwerks auf der Hand: „Schüler müssen etwas tun und anpacken, statt nur in der Schule zu sitzen.“ Mit den Projekten holt das Netzwerk die Schüler ab und unterstützt sie.

Abschluss einer gelungenen Feier

Mit der Musikeinlage ‚Everybody needs somebody‘ brachten die Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Wesermünde die Grundlage des Netzwerks auf den Punkt. Bevor Lüdtke den offiziellen Teil der Veranstaltung beendete und man bei Snacks neue Kontakte knüpfte oder bestehende auffrischte, äußerte er noch einen Wunsch: „Wenn Sie einen Impuls haben, dann legen Sie gleich los. Schreiben Sie es auf, telefonieren Sie! Denn wenn sie es in drei Tagen nicht angepackt haben, werden Sie es wahrscheinlich nie tun.“

Die Nordsee-Zeitung berichtete am 16. November 2019 unter dem Titel „Es musste etwas passieren“ über die Jubiläumsfeier des Netzwerks.

Download: Artikel „Es musste etwas passieren“

Text von Janina Berger, Fotos von Bernd Otten

Senatorin Kristina Vogt betont in ihrem Grußwort, dass dank unseres Netzwerks immer mehr junge Menschen und Betriebe zueinander finden werden.

Klaus Wirth, Meinhard Buchwitz, Horst Lüdtke und Peter Ritzenhoff erzählen Moderator Arnd Höljes von der Gründung unseres Netzwerks.

Mit „Everybody needs somebody“ brachte das Gymnasium Wesermünde den Grund für den Erfolg von Netzwerken auf den Punkt.

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