Die Bildungsbuddies Christian Eva und Bastian von Brechan bei der Abschlussbesprechung mit Nicole Wind, Marion Oehmsen und Annika Jacobsen.

Die Bildungsbuddies Christian Eva und Bastian von Brechan bei der Abschlussbesprechung mit Nicole Wind, Marion Oehmsen und Annika Jacobsen.

Im Projekt der Bildungsbuddies sind nun drei Plätze frei, denn zwei weitere Studenten gehen den nächsten Schritt in ihrem Leben. Doch zuvor erzählen sie von ihren Erfahrungen und der daraus entstandenen Dankbarkeit. Das Projekt Bildungsbuddy ist nicht nur für die Kinder und die Studenten ein Gewinn, die Vorteile sind auch in der Lehrerschaft spürbar.

Christian Eva – der große Bruder

Christian Eva (23) hat den noch sehr neuen Studiengang „Gründung, Innovation und Führung“ belegt, der in Deutschland bislang ausschließlich in Bremerhaven angeboten wird. Zum Studium gehört die Gründung eines Unternehmens; Christian Eva hat eine Onlineagentur für Influencer entwickelt. Als Wulsdorfer hätte er die Hochschule Bremerhaven auch von Zuhause aus besuchen können, doch vor drei Jahren sehnte er sich nach einem eigenen Haushalt und dem Erwachsenwerden, zu dem der Auszug bei den Eltern dazugehört. Während er noch überlegte, sich eine Wohnung zu suchen,erzählte ihm ein Freund von den Bildungsbuddies und dann ging alles ganz schnell. Auch die Anfangszeit an der Schule, fiel ihm leicht, denn seine Freunde waren ja schon da. „Sie haben mir gezeigt, wie es läuft. Die Kids kommen ja auch einfach auf einen zu“, erinnert er sich. Die Zeit als Bildungsbuddy hat ihm gut gefallen und er wird einige Erinnerungen mitnehmen. Vielleicht auch nicht nur Erinnerungen: „Ich hoffe, dass ich einige Kontakte halten kann, denn sie sind wie kleine Geschwister für mich geworden“, sagt Christian Eva, der nach einem letzten Studiensemester zwar ortsunabhängig mit seinem Unternehmen arbeiten möchte, die Nähe zu seiner Heimat Bremerhaven aber nicht verlieren wird.

Bastian von Brechan – der Homie für ein Jahr

Dass Bastian von Brechan (19) nach nur einem Semester aus dem Projekt aussteigt, liegt nicht etwa daran, dass ihm die Arbeit als Bildungsbuddy nicht gefallen hat: Er wechselt die Studienrichtung und wird nach Nordrheinwestfalen ziehen. In das Projekt ist er leicht reingekommen: „Ich bin im Lehrerzimmer offen empfangen worden und durfte sofort überall mit rein“, berichtet er. Gleich in der ersten Klasse hat er sich so wohl gefühlt, dass er geblieben ist und die Kinder schnell kennengelernt hat. „Ich war ihr Homie“, berichtet er – und damit war er natürlich cooler als ein Lehrer. Er hat ein paar enge Beziehungen geknüpft und die Kinder haben sich ihm geöffnet und auch von Zuhause erzählt. Er hofft, dass er mit seiner Vorbildfunktion auch bei einigen etwas bewirken konnte. Die Zeit in Bremerhaven wird Christian Eva gewiss in guter Erinnerung behalten: „Der Hafen ist wunderschön, Bremerhaven hat viele schöne Gegenden. Man kann im Sommer viel hier machen. Das Projekt hat mir sehr gefallen und die Wohnung war modern und gut“, fasst er zusammen.

Nicht nur Ernst an der ERNST!

Bildungsbuddies begleiten nicht nur den Unterricht und helfen bei den Hausaufgaben, sie kümmern sich auch um die Freizeitgestaltung und zeigen den Kindern so Alternativen zum Herumlungern auf. Hier stand bei beiden der Sport im Vordergrund. Bastian von Brechan hatte besonders viel Spaß am Eislaufen mit den Kindern. „Das haben die echt schnell gelernt.“ Beim Fußball sei es auch mal hitzig hergegangen. „Aber das ist normal beim Fußball und ließ sich gut lösen“, erzählt er. Christian Eva hat mit einem anderen Bildungsbuddy gemeinsam einen Selbstverteidigungskurs gleitet. „Das war immer cool und lustig“, berichtet er. Die Finanzierung für die Selbstverteidigung haben sie selbst über eine Förderung durch WiN (Wohnen in Nachbarschaften) geregelt. „Selbstverteidigung stärkt das Selbstwertgefühl“, sagt Christian Eva – und somit bereitet es dem Motto der ERNST! entsprechend eben auch auf den Ernst des Lebens vor.

Dankbarkeit und offene Augen für die andere Lebenswelt

„Man merkt, dass man schon ein paar Privilegien hat, wenn man aus einem guten Elternhaus kommt“, sagt Bastian von Brechan. Er hat einiges an Geduld und Toleranz dazugelernt und ist darüber froh und dankbar. Christian Eva schließt sich an: „Da wird man dankbar für die Kindheit, die man selber hatte. Genau wie er kommt auch Schulleiterin Nicole Wind aus Wulsdorf und kann dazu etwas sagen: „Ich habe diese andere Lebenswelt früher auch nicht so wahrgenommen. Es wundert mich deshalb nicht, wenn andere in Bremerhaven nicht so spüren, was hier los ist.“ Rein auf intellektueller Ebene könne man die Not vieler Kinder in Lehe nicht wahrnehmen.

Ein Gewinn für die Kinder – und die Lehrkräfte

„Die Kinder freuen sich, mal eine andere Bezugsperson zu haben“, berichtet Marion Oehmsen. Wegen der anderen Ebene reagieren die Kinder oft auch anders auf Bildungsbuddies als auf Lehrer. Nicole Wind hat den Vorteil im Unterricht deutlich gemerkt: „Ein nerviger, lauter Junge hat sofort auf den Bildungsbuddy reagiert und ist ruhiger geworden. Dadurch kann ich weiter arbeiten und lehren statt nur zu disziplinieren“, erzählt sie und freut sich, wie einfach es sein kann.
Lehrerin Annika Jacobsen (Jahrgangsleiterin 5. und 6. Klasse) empfindet die Bildungsbuddies als große Unterstützung. „Gerade während der unsicheren Corona-Zeit haben die Kinder in den kleinen Gruppen mit Bildungsbuddies viel Sicherheit erfahren“, erinnert sie sich. Die Bildungsbuddies sind auch als Vorbilder wertvoll. „Sie zeigen, wie das Leben auch sein kann“, sagt Annika Jacobsen. Eine Überschneidung freut sie ganz besonders: „Die Bildungsbuddies, die zu uns kommen, sind genau die, die unsere Schüler brauchen.“

Neue Bildungsbuddies gesucht!

Es gibt nun drei freie Plätze im Projekt. Die Voraussetzungen für einen Bildungsbuddy sind ein Studium und der Wunsch, die Jugendlichen der Schule ERNST! zu unterstützen. Im Gegenzug wohnt man mietfrei im Studierendenhaus.

Wer Interesse hat, kann sich bei Projektkoordinatorin Marion Oehmsen melden:

Mail: oehmsen.marion@web.de
Mobil: 0174 – 37 23 148

Text und Foto Janina Berger

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