Michael Guttrof und sein Patenkind Colin verbringen gemeinsam schöne Zeiten.

„Endlich bin ich sichtbar!“ Ein Grund zur Freude für Manuela Tsartilidis, die am 28. November 2019 die neuen Räume für das zur Ehlerding Stiftung gehörende Projekt mitKids bezieht – denn auf Sichtbarkeit ist sie angewiesen, um neue Paten zu finden und damit die Eltern, die eine Patenschaft für ihr Kind wünschen, sie finden können. Bislang hatte sie ihr Büro in den Räumen des Kooperationspartners AWO, nun sitzt sie direkt gegenüber in der Hafenstraße 192 hinter einem großen Schaufenster.

Aktivpatenschaften in Bremerhaven

Tsartilidis bringt ehrenamtliche Paten und Patenkinder zusammen, die sich mindestens ein Jahr lang für drei bis vier Stunden wöchentlich treffen. Derzeit gibt es in Bremerhaven 20 Tandems. „Für die Kinder ist das oft ein Ruhepol“, so Tsartilidis, denn die Kinder kommen aus Familien in Belastungssituationen. Ob ein Elternteil alleinerziehend ist, ein Migrationshintergrund vorliegt oder die Familie über wenig Geld verfügt: Gründe kann es viele geben. Die Familien müssen sich selbst melden, wenn sie eine Patenschaft für ihr Kind wünschen. Wichtig sei allerdings, dass keine schwere Belastung vorliegt, denn wenn das Jugendamt beteiligt ist, geraten die Zuständigkeiten durcheinander. „Dafür sind die Paten auch nicht geschult“, erklärt Tsartilidis und fügt an: „Auch ist es ein wichtiger Punkt, dass wir uns nicht in die Erziehung der Eltern einmischen.“ Pate kann jeder werden, der den Willen mitbringt, sich um ein Kind zu kümmern. Ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis ist allerdings erforderlich. Mit Gruppentreffen und Fortbildungsangeboten zu Themen wie „Regeln und Grenzen“, „Erste Hilfe am Kind“ und „Warum ist Spielen wichtig?“ werden die Paten bei ihrer Aufgabe unterstützt. „Ein Pate ist eine zusätzliche Vertrauensperson für das Kind“, so Tsartilidis. „Es geht darum, die Belastbarkeit der Kinder zu fördern, sie zu stärken und Glücksmomente zu schaffen.“

Ein Pate erzählt

Michael Guttrof, der zweite Vorsitzende unseres Netzwerks, hat sich gleich 2013 als Erster um eine Patenschaft beworben, als das Projekt nach Bremerhaven kam und er in der Zeitung davon gelesen hatte. Kurz darauf saß er in der Küche einer alleinerziehenden Mutter und lernte den damals vierjährigen Colin kennen. „Das Eis war schnell gebrochen, er hat mir schon nach fünf Minuten Playmobil gebracht“, erinnert er sich. Seitdem haben die beiden viel gemeinsam erlebt, Colin hat das Schleifebinden und das Schwimmen von Guttrof gelernt, aber noch mehr freut Guttrof sich, dass Colin in ihm einen väterlichen Freund sieht und sich ihm anvertraut. „Wir haben ganz regelmäßig Kontakt, darauf kann er sich verlassen“, so Guttrof, der auch Änderungen in Colins Sozialverhalten feststellt: Am Anfang sei Colin fremden Menschen und Tieren gegenüber sehr schüchtern gewesen, mittlerweile hat er mehr Selbstbewusstsein. „Ich wollte mich einfach auch auf andere Art einbringen, als nur Geld aufzubringen. Einigen Kindern fehlen die Grundlagen, um später gut im Leben zurecht zu kommen und gute Fachkräfte zu werden“, erklärt Guttrof, der seinen Einsatz gleich mit den Zielen des Netzwerks verknüpft. Doch als Kritik an Colins Mutter ist das nicht zu verstehen – im Gegenteil: „Die Frau hat meinen ganzen Respekt. Es ist Hammer, was die alles leistet!“ sagt er, denn drei Kinder alleine großzuziehen und dabei noch zu arbeiten, ist eine Leistung.

Viele Kontakte sind wichtig

„mitKids war schon Mitglied im Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft, als ich meine Arbeit im Juni 2018 aufgenommen habe“, erzählt Tsartilidis und weiß das zu schätzen. „Ich lerne darüber viele Leute kennen und kann die Kontakte nutzten, um das Projekt bekannter zu machen und in Firmen vorzustellen.“ Denn sie ist immer auf der Suche nach Paten und Familien mit Patenwunsch. Auch bekomme sie darüber mit, was in Bremerhaven alles los ist und wie viele gute Projekte es gibt. „Ich glaube schon, dass wir mit unserem Projekt Grundlagen schaffen, damit Kinder glückliche Menschen werden können. Wir bieten den Kindern die Möglichkeit, sich zu entscheiden, wie sie werden wollen.“ Auch würden einige Kinder das erwachsene Arbeitsleben nur über ihre Paten kennenlernen.

Michael Porwoll, Vorsitzender des Stiftungsrates der Ehlerding Stiftung, ist dankbar, dass es das Netzwerk gibt und sich schon seit zehn Jahren engagiert. „Berufsorientierung ist zwar nicht direkter Bestandteil der Ehlerding Stiftung, aber mit dem erlebnispädagogischen Schullandheim Barkhausen haben wir einen außerschulischen Lernort geschaffen, der bereits von 40.000 jungen Menschen genutzt wurde“, erklärt er, denn er weiß, dass Berufsorientierung nicht allein Sache der Schule ist, sondern viele Menschen auf viele Arten daran mitarbeiten müssen.

Wer mehr über das Projekt mitKids erfahren möchte, kann zur Einweihung des neuen Büros am 28. November zwischen 15 und 18 Uhr den Tag der Offenen Tür nutzen oder sich bei Tsartilidis melden. 

Kontakt:
Manuela Tsartilidis
mitKids Aktivpatenschaften
Hafenstraße 192
27568 Bremerhaven
0471 – 3 00 50 238
manuela.tsartilidis@awo-bremerhaven.de

Wer mehr über die Ehlerding Stiftung und das Projekt mitKids wissen möchte:
www.ehlerding-stiftung.de/projekte/#mitkids

Text von Janina Berger, Fotos Berger und Ehlerding Stiftung

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Paten sind oft ein Ruhepol für die Kinder.

Manuela Tsartilidis bringt Patenkinder und Paten zusammen.

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