Der Stammtisch unseres Netzwerks traf sich bei RelyOn Nutec.

Der Stammtisch unseres Netzwerks traf sich bei RelyOn Nutec.

Ein Sturm in einer Halle, ein Vortrag über die Einstiegsqualifizierung der Agentur für Arbeit, die zukünftige Möglichkeit, Menschen mit Behinderung besser in den Arbeitsmarkt einzubinden, Grillen und ein Fall mit dem Freifallrettungsboot in den Handelshafen – der Stammtisch unseres Netzwerks bei RelyOn Nutec diente nicht nur dem Austausch von Informationen und dem Knüpfen und Vertiefen von Kontakten, sondern war ein Erlebnis für alle Anwesenden.

RelyOn Nutec

In Geestemünde am Handelshafen befindet sich die Firma RelyOn Nutec – schon von außen sieht man die Übungstürme, das Freifallrettungsboot und manchmal sogar Menschen im Hafenbecken. Doch was wird dort eigentlich gemacht? RelyOn Nutec bietet Sicherheitstrainings und Beratung im Bereich Arbeitssicherheit an: Zum größten Kundenstamm gehört der Offshore-Bereich wie bei der Windenergie oder auch auf Bohrinseln, weiterhin gehören Feuerwehren, der DLRG und sogar die U. S. Army zu den Kunden. Eben all die Menschen, die in extreme Situationen geraten können, die man nicht einfach so Zuhause üben kann. Die internationale Firma hat weltweit 37 Standorte, Bremerhaven ist aktuell der einzige Sitz in Deutschland. Weltweit bekannt, nur vor der eigenen Haustür wissen noch nicht alle, was hinter der Anlage am Handelshafen steckt. Weil RelyOn Nutec sich aber Standortvertrautheit wünscht, ist das Grund genug für Account Manager Julia Wittje, unseren Netzwerkstammtisch einzuladen und die Firma vorzustellen, zumal RelyOn Nutec seit einem Jahr Mitglied in unserem Netzwerk ist.

Der abstürzende Helikopter

Das Gelände der Firma RelyOn Nutec ist in verschiedene Bereiche unterteilt: eine Kletterhalle, einen Outdoor-Bereich für Feuertrainings und auch das Hafenbecken selbst gehört zum Trainingsgelände. In der Wasserübungshalle durfte unser Netzwerkstammtisch ein Training beobachten. Der friedliche Swimmingpool verwandelte vor sich vor unseren Augen in die raue See: 60 Zentimeter hohe Wellen, eine steife Brise, Dunkelheit durchbrochen von Blitzen und Donnergrollen versetzen die drei Übenden in die Stimmung einer echten Notsituation. Nun galt es, die Fenster des ins Wasser sinkenden Helikopters rechtzeitig aufzubrechen, rauszuklettern und sich gemeinsam in der stürmischen See zu halten, damit niemand verloren geht.

Vom Rand aus betrachtet sieht das Überlebenstraining nach einer spannenden Show aus.

Vom Rand aus betrachtet sieht das Überlebenstraining nach einer spannenden Show aus.

Die Jugendberufsagentur (JBA) und die Ausbildungssituation in Bremerhaven

Frank Westphal (Leiter der Agentur für Arbeit Bremerhaven) äußerte seine Sorge „zwischen dem Spektakel und dem Grillen“ keine Aufmerksamkeit für seinen Vortrag zu erhalten, doch mit dem launigen Einstieg hatte er sofort alle ins Boot geholt – zumal es die Mitglieder unseres Netzwerks eint, dem Arbeitsmarkt Interesse entgegen zu bringen. Er stellte kurz die Jugendberufsagentur (JBA) vor, die in dem Sinne keine eigene Abteilung oder Institution ist, sondern eine Dachmarke. Unter ihr arbeiten die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und der Magistrat. Früher gab es deutlich weniger Verbindungen der einzelnen Bereiche untereinander, jetzt arbeiten sie verknüpft. „Die Kommunikation untereinander hat alles verbessert“, erklärt Frank Westphal und fügt an: „So gehen weniger junge Menschen verloren.“ Trotzdem ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge abnehmend. Und das, obwohl Bremerhaven gegen den Bundestrend stabile Zahlen bei Ausbildungsstellen und Bewerbern vorweisen kann, während es andernorts deutlich mehr Stellen und weniger junge Menschen auf der Suche gibt. „Werte, Normen und Anspruchsdenken – das alles ist heute anders bei den jungen Menschen“, so Frank Westphal. Deshalb müsse man sie heute anders abholen und sich mehr auf die jungen Menschen einstellen und Zugeständnisse machen, wenn man seine Ausbildungsplätze besetzen wolle. Weil einige Betriebe in unserem Netzwerk ihre Ausbildungsplätze besetzen können, gibt er noch einen Tipp: „Bilden Sie gerne zusätzlich, also auch über Bedarf, aus. Die JBA fördert das!“

Die Einstiegsqualifizierung – eine Chance für den Ausbildungsmarkt

Die Förderung einer Ausbildung über Bedarf ist nur eins der vielen Mittel, die der JBA zur Verfügung stehen, um Arbeitgeber bei der Besetzung der Ausbildungsstellen zu unterstützen. Als weitere Maßnahme stellt Frank Westphal die Einstiegsqualifizierung vor: ein Langzeitpraktikum, das in eine Ausbildung münden kann. „Wenn man bei einem Bewerber unsicher ist, ob er wirklich geeignet ist, man ihm aber eine Chance geben möchte, besteht die Möglichkeit, ihn für sechs oder zwölf Monate als Praktikanten einzustellen“, erklärt Frank Westphal. Die Agentur für Arbeit unterstützt das finanziell und da der Praktikant gemeinsam mit regulären Auszubildenden die Berufsschule besuchen darf, kann er bei guter Prognose im Falle einer Ausbildung direkt dort weitermachen, wo er schon steht. „Geben Sie die jungen Menschen nicht zu früh auf“, bittet Frank Westphal.

Eine Übersicht der weiteren Förderangebote finden Sie im Flyer „Zukunft Bremerhaven“. Wenn Sie eine Fördermaßnahme beanspruchen wollen oder unsicher sind, ob etwas passen könnte, erreichen Sie den lokalen Arbeitgeber-Service unter 0800-4-5555-20.

Auf dem Stammtisch folgte nun der Wechsel zur nächsten Rednerin.

Den Arbeitsmarkt erweitern

Auf dem Arbeitsmarkt werden alle Menschen benötigt. Wie schade, dass ein Teil der Arbeitskräfte dabei nicht ausreichend berücksichtigt wird: die Menschen mit Behinderung. Das geschieht oft aus Unsicherheit und fehlender Unterstützung. Elke Kaune ist seit Anfang des Jahres als „Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber“ im Integrationsfachdienst für die Elbe-Weser-Welten tätig. In einem kurzen Vortrag stellt sie uns vor, welche Bereiche ihre Arbeit umfasst: Schnittstellen schaffen, beraten, zu verantwortlichen Stellen vermitteln und zu Themen wie Barrierefreiheit informieren. „Es geht darum, die Fähigkeiten der Bewerber zu nutzen“, sagt sie. Auch Menschen mit Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz können wertvolle Mitarbeiter sein, wenn der Arbeitsplatz passt. Dass es häufiger passt und die Betriebe Ansprechpartner bei Unsicherheiten haben, dafür will Elke Kaune in Zukunft sorgen. Noch arbeitet sie sich in ihr neues Aufgabengebiet ein – ein Beruf, den es so zuvor nicht gab. Im Herbst werden wir berichten, welche Möglichkeiten sich damit für Arbeitgeber auftun.
Zum Abschluss der Vorträge rief unser Geschäftsführer Horst Lüdtke dazu auf, an den Schulen noch mehr Werbung für die Praktikumswoche zu machen, damit möglichst viele junge Menschen unserer Region diese einmalige Chance für sich nutzen können.

Leckeres Essen und Kontakte

Nach den Vorträgen wurde unser Netzwerk mit Gegrilltem, allerlei Beilagen und einem herausragenden Service für Getränke verköstigt. An Tischen und im Raum konnte genetzwerkt werden und viele Visitenkarten wurden ausgetauscht – wie zwischen Jan Lückert (Schulleiter Oberschule Langen) und Lea Scheffler (Deutsche KlimaStifung), um den Schülerinnen und Schülern ihre Handlungsmöglichkeiten in der sich verändernden Welt aufzuzeigen. Auch einige Netzwerkmitglieder mit bestehenden Kontakten waren froh, endlich mal wieder aufeinander zu treffen und das besprechen zu können, was im Alltag untergeht, aber deshalb noch lange nicht unwichtig ist.

Das Freifallrettungsboot und das gehaltene Versprechen

Zum Abschluss gab es noch ein ganz besonderes Erlebnis: Die Mitglieder des Netzwerks durften sich mit dem Freifallrettungsboot in das Hafenbecken fallen lassen. Freifallrettungsboote sind auf Offshore-Plattformen und Containerschiffen im Einsatz. Bei einem Brand haben die Menschen so die Möglichkeit, sich in der feuerfesten Kapsel in Sicherheit zu bringen und sich zwei bis vier Kilometer vom Brand zu entfernen. Die „geretteten“ Mitglieder unseres Netzwerks wurden im Handelshafen von einem zweiten Boot aufgenommen. Die Neugier auf das Erlebnis war groß, deshalb hätte noch eine zweite Tour stattfinden sollen, denn nicht alle passten bei der ersten Tour in das Freifallrettungsboot. Das einsetzende Unwetter verhinderte das, doch die Grundeinstellung von RelyOn Nutec ist: „Was wir versprechen, halten wir auch.“ Schnell war ein Termin in der folgenden Woche gefunden, an dem sich die zweite Gruppe unserer Netzwerkmitglieder einfand, um die aufregende Fahrt anzutreten und nach der Rettung sogar noch eine Runde durch den Vorhafen zu drehen. Wir danken RelyOn Nutec für die Einladung unseres Stammtischs und die besonderen Erlebnisse!

Die erste Gruppe unseres Stammtischs auf dem Weg zur Übung mit dem Freifallrettungsboot.

Die erste Gruppe unseres Stammtischs auf dem Weg zur Übung mit dem Freifallrettungsboot.

Es fühlt sich nicht so hart an, wie es aussieht.

Es fühlt sich nicht so hart an, wie es aussieht.

Der nächste Stammtisch findet am 14. November um 18:30 Uhr statt. Unsere Mitglieder werden per Mail eingeladen.

Text und Fotos: Janina Berger

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