Die jungen Mitglieder von vier lokalen Aktionsgruppen der LEADER haben sich in unserer Region getroffen – bei dieser Gelegenheit machte unser Netzwerk sich überregional und international bekannt und verbreitete seine Ideen, Ansätze und Projekte, wie wir jungen Menschen den Weg in den Beruf erleichtern. Im anschließenden Austausch erfuhren wir etwas über die Projekte in Finnland.
Was ist LEADER?
LEADER ist die Abkürzung von Liaison Entre Actions de Développement de l’Économie Rurale, übersetzt bedeutet es: die Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Das Maßnahmenprogramm der EU, um die ländliche Wirtschaft voranzubringen, beinhaltet nicht nur eine Förderung der Landwirtschaft, sondern geht weit darüber hinaus und bietet viele Förderinstrumente. In lokalen Aktionsgruppen (LAG) treffen sich Interessierte, um regionale Entwicklungsstrategien zu besprechen und deren Umsetzung zu planen, Innovationen zu erleichtern, Aktionen anzustoßen. Natürlich geht es auch darum, die Vertreter von Interessenträgern der ländlichen Entwicklung aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenbringen, Partnerschaften einzugehen und Netzwerke zu knüpfen. Die Jugend ist bei allem stark eingebunden, damit sie ihre Zukunft selbst formen kann.
Unser Netzwerk Schule, Wirtschaft und Wissenschaft hat nicht nur viel Erfahrung mit dem Knüpfen eines Netzwerks, sondern trägt mit etlichen Projekten dazu bei, die Jugend zu stärken. In einem Vortrag haben wir unsere Ideen nun weitertragen können, in der Hoffnung, damit den einen oder anderen Impuls zu setzen.

Eine Woche für die LEADER
Ende April trafen sich zwanzig Jugendliche und sechs Erwachsene aus vier LEADER-Regionen: Rieska und Keskipiste (Finnland) und dem Leipziger Muldenland und Wesermünde-Süd. Es war nicht der erste internationale Austausch: „Im Jahr 2024 war Rieska Gastgeber für die genannten Regionen und für das Jahr 2026 ist eine Fortsetzung geplant“, berichtet Katharina Koß von der LAG Leipziger Muldenland. „Dabei stellten sich die Jugendlichen gegenseitig ihre Projekte im Rahmen der LEADER-Förderung beziehungsweise Young LEADER vor.“ Das Ziel dieser Treffen sei es, voneinander zu lernen, welche Herausforderungen jeweils bestehen und wie damit umgegangen wird. „Daraus entstehen bei solchen Treffen neue Ideen und Lösungsansätze für Projekte und es steigert enorm die Motivation der Jugendlichen in ihrer ehrenamtlichen Arbeit“, sagt Katharina Koß.
Das Schullandheim Bokel diente als Unterkunft. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen, um den überregionalen und internationalen Austausch zu ermöglichen und zu erleichtern, stand auch die Region im Mittelpunkt und wurde auf mehreren Ebenen erforscht: Hafenrundfahrt, Klimahaus und Theater gehörten zum Programm, ebenso die Workshops und der Besuch unseres Netzwerkmitglieds Max-Eyth-Schule und ein Treffen mit David McAllister, dem Mitglied des Europäischen Parlaments aus Bad Bederkesa.
Am Samstag versammelte sich die Gruppe im Time Port III im Bremerhaven zu einem Workshop, um über Netzwerken und Unternehmertum zu reden.
Vortrag und Austausch
Personaltrainer Jochen Kiel, der ehemals den Talentpool unseres Netzwerks leitete, berichtete von der Entstehung unseres Netzwerks Schule, Wirtschaft und Wissenschaft, den Zielen und von unseren Projekten – natürlich alles auf Englisch.
„You have to talk! – Sie müssen reden!“ ist sein Aufruf zum Netzwerken: miteinander für den Austausch der Ideen, aber auch mit den Politikern, der Wirtschaft und den Schulen, um alle zusammenzubringen, wie unser Netzwerk das tut.
Jochen Kiel stellt ein Projekt nach dem anderen vor und fragt dabei stets, ob es ähnliches in Finnland gäbe und so erzählen auch die Finnen von den Berufsberatern an den Schulen, den Besuchen in Betrieben und den Praktikumswochen, die man ab dem 14. Lebensjahr für je eine Woche machen kann, wann immer man möchte.
Der Finne Lenne Eeronketo erzählt, dass er viel Unterstützung erhalten habe, als er sich mit 19 Jahren (2018) als Fotograf selbstständig gemacht hat. „Sowas ist in Finnland wirklich leicht.“ Andere Teilnehmer erzählen von der Unterstützung durch die regionale LAG in Finnland: Man kann 500 Euro als Startkapital erhalten – einfach so und ohne schwierige Prüfung. Der Vorgang wird von den LAG selbst geregelt und ist überall leicht unterschiedlich. Als Beispiel wurde genannt, dass pro Jahr 5.000-6.000 Euro für 10-15 Projekte junger Menschen vergeben werden.
Und so lernen Finnland und Deutschland voneinander – und hoffentlich nimmt jeder die besten Ideen aus anderen Regionen mit und verbreitet sie bei sich.


Rückmeldungen zu unserem Netzwerk
„Ist das Netzwerk immer noch einzigartig? Warum gibt es das nicht schon längst in anderen Regionen?“, fragt Matthias Wagner von der LAG Leipziger Muldenland. „Es dauert lang, bis Gutes hochkommt“, antwortet Horst Lüdtke, der Geschäftsführer unseres Netzwerks. Er kann sich noch gut an den langen Weg erinnern, bis das Netzwerk in Bremerhaven angenommen wurde. Dass es sich lohnt, bei sowas am Ball zu bleiben, hat die Zeit gezeigt: Unsere Projekte laufen gut und wachsen genauso wie unser Netzwerk. Die 10-Jahres-Feier im Jahr 2019 war bereits eine Großveranstaltung mit wichtigen Gästen aus der Wirtschaft und der Politik wie Kristina Vogt (damals Bremer Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa), Brigitte Lückert (damalige Stadträtin im Magistrat Bremerhaven), Grant Hendrik Tonne (damals niedersächsische Kultusminister) und Matthias Meyer-Schwarzenberger (damals Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte).
Nun ist unsere Idee auch in Finnland angekommen. Rita Kovacs, Koordinatorin für internationale Projekte im Regionalmanagement der LEADER-Region in Rieska, sagt: „Ich mag dieses Netzwerk wirklich!“
Ausblick auf den Herbst der LEADER: mehr Austausch und Ju&Me
„Im Herbst setzen wir den Austausch der engagierten Jugendlichen fort“, berichtet Katharina Koß und führt fort: „Diesmal steht es unter dem Themenschwerpunkt Kultur und thematisiert Kulturprojekte Jugendlicher, zum Beispiel im Freizeitbereich, sowie die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt, welches wir derzeit entwickeln.“ Für Anfang 2026 ist bereits ein Besuch in einer finnischen Partnerregion geplant und im Frühjahr ist das Leipziger Muldenland Gastgeber.
Ein weiterer Baustein der LEADER ist Ju&Me, das auch in unserer Region schon bekannt ist: 2020 hat unser Netzwerk über das Projekt berichtet, bei dem Führungskräfte von der Jugend lernen. Für den Herbst 2025 laufen die Planungen, Ju&Me in vielen Regionen Europas stattfinden zu lassen: Frankreich, Finnland, Lettland, Polen und Kroatien. Auch unsere Region Wesermünde-Süd wird dabei sein. Das Ziel des Projekts ist es, junge Leute im Selbstbewusstsein zu stärken und sie ernst zu nehmen, während die erfahrenen Führungskräfte Einblick in die Welt der Jugend erhalten, die Denkweise kennenlernen und so ihr Unternehmen an die Zukunft anpassen können.
Text und Fotos Janina Berger