Regionalbotschafter Michael Guttrof macht Arbeitgeber auf Migranten als Arbeitnehmer aufmerksam.

Regionalbotschafter Michael Guttrof macht Arbeitgeber auf Migranten als Arbeitnehmer aufmerksam.

Bereits zum zweiten Mal hat Michael Guttrof die Aufgabe des Regionalbotschafters im Netzwerk ‚Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘ übernommen. „Weil ich es für elementar wichtig halte, für Menschen mit Fluchthintergrund eine Willkommenskultur zu schaffen und sie als die Fachkräfte auszubilden und einzusetzen, die wir dringend benötigen“, sagt er. Als zweiter Vorsitzender unseres Netzwerks Schule, Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt er bereits den Kontakt zwischen jungen Menschen und den Betrieben in unserer Region; als Regionalbotschafter möchte er die Arbeitgeber auf weitere potenzielle Fachkräfte aufmerksam machen. Gleichzeitig gilt es, mögliche Schwierigkeiten aus dem Weg zu schaffen, damit Arbeitgeber und Migranten gut zueinanderfinden und die Ausbildung gelingt: Das Hauptproblem besteht natürlich in der Sprache.

Fachvokabular für den Beruf

Bereits in der ersten Amtszeit als Regionalbotschafter war die deutsche Sprache ein wichtiges Thema. Nachdem Michael Guttrof einen Kontakt zwischen dem Netzwerk ‚Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘ und der Logistik-Initiative Hamburg hergestellt hatte, entstand unter anderem der Flyer für die Grundbegriffe im Bereich Lager und Logistik.

Ergänzend zum Sprachunterricht gibt es kostenlose Online-Sprachkurse, um die Grundlagen der deutschen Sprache zu lernen – wie die Agentur für Arbeit informiert: Pressemitteilung als PDF öffnen. Beim Einstieg in den Beruf tritt jedoch eine neue Herausforderung auf: „Die Migranten sprechen bereits deutsch, wenn sie eine Ausbildung beginnen oder eine Arbeitsstelle annehmen, aber die Fachsprache ist schwierig“, sagt Michael Guttrof. Worte wie Durchschnittsbestand und Kleinserienfertigung benötigt man im Alltag nicht, sie gehören nicht zu den Begriffen, die man im allgemeinen Deutschkurs lernt. Im Kleinen Wörterbuch sind Fachbegriffe aus 18 Berufen im Handwerk, Büro und Pflege in sechs Sprachen aufgelistet, um Migranten den Einstieg in ihre Arbeitswelt zu erleichtern.

Moderne, einfache Sprache für Prüfungen

Auch in der zweiten Amtszeit von Michael Guttrof ist die Sprache wieder ein Thema. Dieses Mal geht es nicht um den Einstieg in eine Ausbildung, sondern um das erfolgreiche Beenden einer Ausbildung. „Mit der Sprache in den Prüfungen tun sich selbst Deutsche schwer“, berichtet Michael Guttrof. Die Prüfungsbögen seinen im „Beamtenvokabular“ und teilweise Jahrzehnte alt. „Engagierte junge Menschen fallen durch oder fangen eine Ausbildung erst gar nicht an, weil sie nach einem Blick darauf glauben, es eh nicht zu schaffen“, so Michael Guttrof. Deshalb hält er es für wichtig, mehr Rücksicht bei den Prüfungen walten zu lassen und auch niedrigschwelligere Ausbildungen zu ermöglichen. In den regelmäßigen Kontakten zur Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven macht er auf das Problem aufmerksam und regt eine Änderung der Prüfungsbögen an.

Gemeinsam mit der Politik

Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wecken, Kontakte herstellen und auf Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen – das alles gehört zum Amt des Regionalbotschafters des Netzwerks ‚Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘. In Gesprächen mit Senatorin Dr. Claudia Schilling (sowohl Justiz und Verfassung als auch Arbeit, Soziales, Jugend und Integration), Staatsrätin Karin Treu (Arbeit, Soziales, Jugend und Integration) und Staatsrat Kai Stührenberg (Staatsrat für Wirtschaft, Häfen und Transformation) sprach Michael Guttrof über die Willkommenskultur in Bremen und Bremerhaven und den Zugang von Migranten auf den Arbeitsmarkt. Auch als Arbeitsgruppensprecher von ‚Fachkräfte & Nachwuchsgewinnung‘ bei der BHV – Bremische Hafen- und Logistikvertretung macht er sich gemeinsam mit anderen Gedanken um die Ausbildungssituation für alle. Ein Thema ist die Verbundausbildung, bei der zwei bis drei kleine Unternehmen sich zusammenschließen, um alle Inhalte für eine Ausbildung anbieten zu können. „Es geht darum, den Nachwuchs in Ausbildung und Arbeit zu bringen“, erklärt er – und dazu gehören neben den jungen Leuten auch die Migranten.

Öffentlichkeit und Vorbilder

Die Planungen in kleiner Runde sind wertvoll, aber ohne Öffentlichkeit lassen sich schwer Veränderungen bewirken. Deshalb gehört es ebenfalls zur Aufgabe eines Regionalbotschafters, über sein Tun zu reden und Arbeitgebern die Möglichkeit ins Bewusstsein zu rufen, mit Migranten an neue Fachkräfte zu kommen. Im Wirtschaftsmagazin der Handelskammer Bremen/Bremerhaven in der Ausgabe Januar/Februar 2024 berichtet Michael Guttrof, warum die Vorbildfunktion von Vorgesetzten auch beim Thema Migration wichtig ist. Als Geschäftsführer der Firma Zech Logistics hat er einen guten Einblick in die Situation, denn Zech Logistics bildet im Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen sowie Berufskraftfahrende aus. Viele der Mitarbeiter kommen aus Polen, außerdem aus Russland, Großbritannien und der Türkei. „Integration ist ein stetiger Prozess, der jeden Tag gelebt werden muss“, sagt Michael Guttrof – und er sagt es nicht nur, sondern tut es auch.

Das Netzwerk ‚Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘

Das Netzwerk ‚Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘ entstand im März 2016 auf Anregung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Derzeit sind knapp 4.000 Betriebe Mitglied im wachsenden Netzwerk. (2019 waren es 2.000 Mitglieder.)
Das Ziel des Netzwerks ist es, so viele Betriebe wie möglich über die Chancen einer Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zu informieren.

Die Regionalbotschafter der Bundesländer haben jeweils ein Jahr Zeit, ihre Ideen umzusetzen, Verbesserungen anzuregen und die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Michael Guttrof wird den Staffelstab am 19. Juni 2024 in Hannover an seinen Nachfolger übergeben und noch bis Ende Juni im Amt sein. Wer mehr über das Netzwerk wissen möchte oder sich selbst für die Integration von Flüchtlingen auf den Arbeitsmarkt einsetzen möchte, findet auf der Website des Netzwerks mehr Informationen: www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de

Text Janina Berger, Foto NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge / Max Kovalenko

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