Zehn Schüler der „Ernst!“ erlernten das Schmieden

„Beim Schmiedeprojekt geht es darum, die Zusammenhänge der Welt zu verstehen“, erklärt Nicole Wind, Schulleiterin der Schule am Ernst-Reuter-Platz, die Mitglied in unseren Netzwerk ist.

In der letzten Juniwoche 2019 hatten wieder zehn Schüler die Gelegenheit, auf andere Art zu lernen. „Meistens nehmen die jüngeren Schüler daran teil, denn ab der 8. Klasse machen sie eh schon viel zur Berufsorientierung“, sagt Wind, deren Schule zum zweiten Mal in Folge das Siegel „Schule mit herausragender beruflicher Orientierung“ erhielt. Mit dem Projekt will die Schule den handwerklichen Bereich fördern, denn den klassischen Handwerksunterricht gibt es nicht mehr und so gebe es Defizite im motorischen Bereich. „Viele können das nicht, haben aber Lust“, so Wind, deshalb will die Schule mit dem Projekt die Schüler da abholen, wo sie sind und den Fokus auf das Tun legen. Auch sei es wichtig, den Schülern und Schülerinnen möglichst früh Berufsorientierung anzubieten, damit sie verstehen: Wenn ich selbst Geld verdiene und Familie ernähren kann, habe ich mein Leben selbst in der Hand. „Wer die Verantwortung für das eigene Leben übernimmt, tritt in gefestigtes Leben ein und rutscht nicht so leicht an den rechten Rand ab“, erklärt Wind die Wichtigkeit, denn die Strukturen der Arbeitswelt fehlen einigen Schülern Zuhause.

„Schmieden ist mehr als irgendwo draufzuhauen“

„Der Übergang von einfachen handwerklichen Übungen zu Gestaltung und Kunst geht schnell“, weiß Künstler und Schmied Bernd Bannach, der mit seiner mobilen Schmiede Workshops für Jugendliche und Erwachsene anbietet. Die Schule am Ernst-Reuter-Platz besucht er schon seit zehn Jahren mit seiner Schmiede, anfangs ein Mal jährlich, seit einigen Jahren sogar zwei Mal pro Jahr, da das Interesse der Schüler groß ist. Ein „erfahrener“ Schüler, der bereits zuvor mitgemacht hat, steht ihm als Assistent zur Seite und hilft den Schülern, die sich noch nicht auskennen. „Auch wenn es den Beruf des Schmieds so heute nicht mehr gibt, so ist doch der Umgang mit Werkzeug gleich geblieben“, erklärt Bannach. „Handwerklichen Arbeiten bedeutet nicht, einfach mal mit dem Hammer irgendwo draufzuhauen, es gehört auch die Pflege der Werkzeuge dazu“, fügt er an und sieht sein Projekt als Schonungsraum für einen wichtigen Prozess: „Ich hoffe, dass die Schüler über die Kunst hinaus lernen und sehen, wie Arbeit funktioniert.“

Entwicklung und Spaß für die Schüler

„Ich sehe die Freude hinter den Worten“, sagt Bannach, denn mit der Art, wie die Schüler lernen, Fortschritte machen und mit den Werkzeugen umgehen, drücken sie mehr aus, als sie es mit Worten vermögen. Yusuf K., der schon zu zum zweiten Mal an dem Projekt teilgenommen hat, ist sich seines Fortschritts bewusst. „Ich habe gelernt wie man schmiedet und wie man mit anderen zusammenarbeitet“, erzählt er. “Bei der Arbeit mit Eisen kann man sich schnell verbrennen oder verletzen“, fügt er an, doch auch das Erlernen von Achtsamkeit bei der handwerklichen Arbeit ist für ihn ein wichtiger Punkt, denn ein Berufswunsch ist KFZ-Mechaniker. Der Lieblingswerkstoff von Marco F. ist Holz, aber „Handwerk macht einfach Spaß“, sagt er und so konnte ihm auch die Hitze des Feuers an den ohnehin schon heißen Sommertagen den Spaß nicht verderben und er versucht bereits jetzt eine Zusage seiner Lehrerin zu erhalten, im Herbst wieder am Schmiedeprojekt teilnehmen zu dürfen.

Bürgerstiftung Bremerhaven sieht viele Lernfelder

„Als Frau Wind uns vor Jahren um finanzielle Unterstützung bat, haben wir gerne zugesagt“, erinnert sich Stiftungsratmitglied Esther Lindenau von der Bürgerstiftung Bremerhaven. „Obwohl wir sonst hauptsächlich ehrenamtliche Projekte unterstützen, liegen uns doch viele Themen am Herzen und dieses Projekt hat uns überzeugt.“ Die Unterstützung der Schule in einem lernproblematischen Stadtteil sei dabei nur ein Aspekt, wichtig ist Lindenau auch der Umfang des Schmiedeprojekts. „Die Jugendlichen lernen, miteinander zu arbeiten, aber auch Rechnen und das Erstellen von Skizzen gehört dazu, außerdem der Umgang mit den gefährlichen Sachen wie Eisen und Feuer.“ Doch auch die Besuche in handwerklichen Betrieben sieht sie als wichtigen Punkt, denn die Schüler konnten die Metallverarbeitung in den Betrieben Ingo Kramer und Felix Huth besichtigen, außerdem waren sie in der Schlosserei des Stadttheaters. „In die Betriebe reinzuschnuppern, nicht nur abstrakt etwas zu lernen – besser geht’s doch gar nicht!“, fasst sie zusammen. Zumal beim Schmiedeprojekt auch noch etwas für die Verschönerung in Lehe entsteht. Im Saarpark stehen Skulpturen aus vorherigen Schmiedeprojekten und derzeit arbeiten die Schüler an Eisenblumen, die die Baumschutzbügel in der Hafenstraße verschönern sollen.

Die Nordsee-Zeitung berichtete am 29. Juni unter dem Titel „Kreativ mit Feuer und Eisen“ über das Projekt.

Mehr über die Projekte der „Ernst!““ erfahren Sie auf der Homepage der Schule: www.dieernst.de

Text von Janina Berger, Fotos von Arnd Hartmann/Nordsee-Zeitung

Diese Eisenblumen werden die Hafenstraße verschönern

Die „Ernst!“ erhielt bereits zum zweiten Mal in Folge das Siegel „Schule mit herausragender beruflicher Orientierung“

Newsletter-Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig mit News aus den Bereichen Schule, Wirtschaft und Wissenschaft.
Melden Sie sich zum Newsletter an und verpassen Sie keine Neuigkeit mehr.

Datenschutzerklärung