Oktober 2022: Der erste Talentpool seit Beginn der Pandemie wurde begeistert angenommen.

In der zweiten Herbstferienwoche im Oktober 2022 fand erstmals seit Beginn der Pandemie wieder der Talentpool statt. Matthias Frischer, unser neuer Dozent, unterstützte die zwölf Teilnehmenden von vier Schulen unserer Region in den Räumen der IHK bei der Berufsfindung und machte dabei erste Erfahrungen mit dem Format, das ihn aus mehreren Gründen begeistert.

Unser neuer Dozent

Matthias Frischer hilft jungen Menschen seit 2012 bei der Berufsorientierung. Die Unterstützung bei der Selbstfindung und dem Entscheidungsprozess sind sein Spezialgebiet. Dabei richtet er sich nach dem Hamburger Aktionsforscher Otto Scharmer und seiner Theorie U: Neben Kopf und Reflexion werden auch Herz und Inspiration miteinbezogen, damit nicht nur Ideen im Kopf entstehen, sondern diese auch im Herzen wurzeln und mit Leidenschaft und inneren Feuer verbunden sind. Das ist die Kraft, die es braucht um einer Idee nachzugehen und sie umzusetzen. Außerdem ergründen die jungen Menschen, welche hemmenden Glaubenssätze, Zweifel oder Ängste ihnen bei der Umsetzung ihrer Vision im Wege stehen. Mit dem Lösen dieser Bremsen können kraftvolle Entscheidungen getroffen werden.

Portraitfoto Matthias Frischer

Matthias Frischer, der neue Dozent unseres Talentpools

Kontakte knüpfen und viel Zeit

„Schülerinnen und Schüler haben noch keine Netzwerke, deshalb ist es großartig, dass sie in die Unternehmen gehen. Ob beim Magistrat oder Datacon, die bauen da wirklich Kontakte auf!“, berichtet Matthias Frischer. Das zu begleiten, sei eine große Freude. Ein weiterer Vorteil: „Die Jugendlichen bauen Ängste ab.“ Der erste Besuch in einem Unternehmen ist schließlich eine aufregende Sache im Leben eines jungen Menschen.

Nicht nur die Begleitung bei diesen Schritten schätzt Matthias Frischer, es gibt noch einen weiteren Pluspunkt bei unserem Talentpool: Da die Veranstaltung über vier Tage geht, werden den Jugendlichen nicht nur die Modelle zur Berufsfindung vorgestellt, sondern der tiefe Prozess wird gemeinsam durchlebt. Man nimmt sich Zeit. „Es entstehen wichtige Selbsterkenntnisse, mit denen die jungen Menschen nicht alleine gelassen werden“, berichtet Matthias Frischer. „Es ist ein ganzheitliches Format“, befindet er und erklärt:

Die drei Phasen des Talentpools

  1. Was will ich eigentlich?
    Welche Tätigkeiten will ich den Tag über ausführen? Mit welchen Themen will ich mich beschäftigen? Welche Rahmenbedingungen sind mir wichtig? Wie erlebe ich die Sinnhaftigkeit? Welche Fähigkeiten bringe ich mit?
  2. Wo gibt es das jetzt?
    Hier geht es darum, ein Berufsfeld zu entdecken, welches den Interessen, Stärken und Anforderungen entspricht. Nach Recherchen im Internet gehen die Jugendlichen am dritten Tag in drei der acht bis zehn teilnehmenden Betriebe aus der Region, bauen erste Beziehungen auf, gewinnen Sicherheit in berufsbezogenenen Gesprächen und können ihre Vorstellung vom Wunschberuf in Gesprächen mit Fachleuten mit der Wirklichkeit abgleichen. Gerade der letzte Punkt ist ein großer Vorteil des Talentpools und bringt die jungen Menschen voran.
  3. Wie komme ich da rein?
    Hier gilt es, die Konkurrenzsituation zu erkennen und sich darauf einzustellen. Die Jugendlichen werden angeregt, Praktika zu machen – gerne auch schon bei den Betrieben, die sie bereits in der zweiten Phase kennengelernt haben. Das Schreiben einer Bewerbung wird zwar nicht ausführlich geübt, aber die jungen Menschen erfahren, dass sie das Hauptmarketingstück ist und der Leser die Leidenschaft des Bewerbers spüren muss.

Wandel in der Berufsfindung

Tut denn so viel Aufwand bei der Berufsfindung not? „Junge Menschen haben alle Möglichkeiten und finden nix. Das nervt mich so!“ Diese Aussage hört Matthias Frischer manchmal von Eltern. Doch er weiß: Der Anspruch an den Beruf hat sich geändert. Früher standen Geld und Jobsicherheit im Vordergrund, der Klassiker war eine Lehre bei der Bank. Doch heute soll der Beruf auch Spaß machen! Immerhin verbringt man Jahrzehnte seines Lebens damit. „Lebenszeit gegen Geld – das funktioniert so nicht mehr“, berichtet Matthias Frischer. „Es soll auch sinnvoll sein und zur Selbstverwirklichung beitragen.“ Genau da liegt die Herausforderung bei der Berufsfindung: Entscheidungskriterien wie Gehalt und Jobsicherheit kann man ergoogeln, aber Entscheidungskriterien wie Spaß, Sinn und Selbstverwirklichung kann man nicht mit der Suchmaschine ermitteln; dafür muss man sich selbst kennenlernen und erstmal nach innen gehen, bevor man Kriterien hat, mit denen man suchen kann.

Talentpool findet breite Anerkennung

Nicht nur unser neuer Dozent ist begeistert vom Format des Talentpools, er weiß auch die jungen Menschen in seiner Begeisterung mitzunehmen. Zwei von ihnen haben jeweils ein Video gedreht, in dem sie über ihre Erfahrung mit dem Talentpool berichten. Viel Spaß beim Anschauen!

Doch nicht nur die Beteiligten wissen den Talentpool zu schätzen: Die Schütting-Stiftung der Handelskammer Bremen wird unseren Talentpool im Jahr 2023 finanziell unterstützen, weil sie ihn als ein geeignetes Projekt zur Fachkräftesicherung einstuft. Die ersten Termine stehen schon: Ende Februar findet der Talentpool für die Waldschule Hagen im Gebäude der IHK statt und im Juni steht erstmals wieder ein offener Talentpool auf dem Plan. Matthias Frischer freut sich bereits darauf, denn er hat schon beim ersten Talentpool gemerkt, dass sich für die jungen Menschen viel bewegt hat.

Teilnehmende des Talentpools erzählen selbst:

Text Janina Berger, Fotos und Videos vom Talentpool zur Verfügung gestellt

Newsletter-Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig mit News aus den Bereichen Schule, Wirtschaft und Wissenschaft.
Melden Sie sich zum Newsletter an und verpassen Sie keine Neuigkeit mehr.

Datenschutzerklärung